Gesundheit und Lebenserwartung unabhängig vom Reichtum - am besten nicht nur in Europa!

verfasst von Helmuth     english version     version francaise

Kranksein macht arm

Das Leben mit Krankheit in Europa ist ungleich. In der Mitte und im Norden Europas zahlten die Menschen 2021 zwischen 12 % und 14 % der Gesundheitsleistungen aus ihrer Tasche (in Deutschland z. B. als Zuzahlung für die Medikamente). Im Süden und Osten Europas zahlten sie dagegen fast doppelt so viel (zwischen 23 % und 24 %). 2020 mussten in Griechenland sogar 35,2 % der stationären Behandlung und 49 % der Arzneimittelversorgung privat bezahlt werden (siehe https://www.linkes-forum-oldenburg.de/europapolitik )

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Für die Gesundheit aus der eigenen Tasche zu zahlen, wirkt sich aus, und zwar doppelt. Die von uns, die wenig Geld haben oder vergleichsweise viele Behandlungen (z. B. dauerhaft mehrere und teure Medikamente) brauchen, leiden darunter, dass sie sich nicht alle leisten können. Bzw. auch die, die schlechte Zähne haben, denn für Zahnarztbehandlungen wird noch häufiger zugezahlt.
In Südeuropa klagten 2021 Menschen aus der untersten Einkommensschicht doppelt so oft wie in der Mitte Europas, dass sie sich Behandlungen nicht leisten konnten. Und Politik spielt dafür eine klare Rolle: In Griechenland können sich 36,2% der Bevölkerung lt. Jahresbericht des Griechischen Netzwerks zur Bekämpfung der Armut keine ärztliche Untersuchung oder Behandlung leisten, in Spanien beklagt so gut wie keine Person solch einen Mangel. Zweitens fehlt gleichzeitig das Geld, was für die Gesundheit aufgebracht werden muss, um sich andere Sachen kaufen zu können. Kranksein macht arm und sogar hungrig, wenn es keine gerechte Absicherung gibt. Und das gilt am deutlichsten für die von uns, die sowieso schon ein geringes Einkommen haben. Wie für Gesundheit bezahlt wird, zählt eben besonders für die Ärmeren von uns!

Armsein verzögert Arzttermine und Behandlung

Private Krankenversicherungen in Konkurrenz mit gesetzlichen haben eine ähnliche Wirkung auf die Behandlung von Krankheiten, wenn auch weniger offensichtlich. In Deutschland war die Wahrscheinlichkeit, überhaupt beim Facharzt einen Termin zu erhalten, bei Privatversicherten um sieben Prozent höher als bei gesetzlich Versicherten. Wenn ein Termin angeboten wurde, mussten gesetzlich Versicherte 25 Tage darauf warten, Privatversicherte nur 12 Tage. Und da, wo die Vergütungsunterschiede zwischen den beiden Versicherungen am höchsten ist, bei Magenspiegelungen und Allergietests, ist die Differenz in der Wartezeit besonders groß. Das gilt speziell in den großen Städten. Die untenstehende Abbildung zeigt das am Beispiel Berlins.

Siehe https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2022/10/

Armsein verschlechtert die Versorgung 

Die gesundheitliche Versorgung in den Regionen Europas hängt mit Reichtum zusammen. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der Ärzte aus dem Ausland in Deutschland verfünffacht. Und sie kommen aus den Ländern, die ärmer sind: Rumänien, Griechenland, Ukraine, Bulgarien, Polen, um einige zu nennen. Und dort fehlen sie dann.

Armsein führt früher zum Tod 

Armut lässt uns eher sterben. In Deutschland unterscheidet sich die Lebenserwartung bei Männern zwischen der niedrigsten Einkommensgruppe und der höchsten um 8 Jahre, bei den Frauen sind es immerhin noch 4.4 Jahre. Ähnlich große Unterschiede gibt’s in den verschiedenen Regionen Europas, wie die untenstehende Abbildung zeigt. Im Osten Europas fehlen den Menschen mit niedriger Bildung fast 8 Jahre Lebenserwartung gegenüber denen mit hoher, in Skandinavien 5 Jahre und im Süden Europas 3 Jahre. Arme Menschen in Osteuropa leben 12 Jahre weniger als reiche in Skandinavien!

 

Und noch ein aktuelles Ergebnis einer Untersuchung des Robert Koch Instituts über die Entwicklung in Deutschland:
Während sich die Lebensdauer von Frauen aus den am meisten und den am wenigstens sozial benachteiligten Gegenden im Jahr 2003 noch um 1.1 Jahre unterschied, waren es 2019 bereits 1.8 Jahre. Auch bei Männern wurde der Abstand größer – von 3 Jahren Unterschied im Jahr 2003 stieg er auf 3.1 Jahre im Jahr 2019. Während der Covid-19-Pandemie vergrößerte sich der Abstand noch schneller auf 2.2 Jahre bei Frauen und 3.5 Jahre bei Männern im Jahr 2021.

 

Was wäre eine linke Antwort auf diese Probleme?

Eine linke Antwort wäre, dass wir an einer gemeinsamen und allgemeinen Krankenversicherung für alle in Europa arbeiten, ohne Zuzahlung und Selbstkostenanteil für alle notwendigen Behandlungen.

Und dass alle im Krankheitsfall durch Krankengeld abgesichert sind und sich nicht verschulden müssen.

Zudem brauchen wir eine Medizin für alle, die unabhängig ist vom Einkommen. Und das heißt mehr Prävention, mehr Gesundheitsschutz, umfassender Impfschutz, bessere Wohnungen und besseres Essen und mehr Lebensstilveränderungen, um chronische Krankheiten zu vermeiden.

Und eine Umstrukturierung des gesamten Gesundheitsbereichs zu einem öffentlichen Gemeinwesen-Sektor, mit gleichen Leistungen, wo auch immer in Europa.

Und was fordern die Alternativversager für Deutschland und anderswo für Europa?

Z. B. Personalsteigerung durch Vergrößerung der Studienplatzkapazität. Wie wunderbar, damit die Zahl der Ärzte und die Zahl der Pflegekräfte (die nicht studieren) noch weiter auseinanderklafft!

Z. B. Impfentscheidung auf Basis von Eigenverantwortung. Wie unsozial: Impfungen sind die Gesundheitsmaßnahmen, die Arme wie Reiche gleichmäßig schützen und weitgehend von der Behandlungsqualität unabhängig sind!

Und was fordern sie nicht? Eine gemeinsame und gleiche Krankenversicherung für alle in Europa, so dass Armsein nicht gleichbedeutend ist mit schlechterer Behandlung. 
Eine gleiche Qualität in der Behandlung und Pflege, so dass Wohnort in Europa nicht darüber entscheidet, wie gut man behandelt wird.

Und sie fordern keine Standards, die Beschäftigte vor permanenter Hetze, Überforderung und Ausbeutung schützen würden.  

Die AfD – nur eine weitere Partei der Gutsituierten und gesellschaftlich Etablierten.