Prof. Carles Ossorio-Capella referiert zum Buch:

Claus Offe: Europa in der Falle (Berlin 2016)

4.12.16, 11:00 Uhr, ALSO-Zentrum, Donnerschweer Straße 55

Claus Offe lehrte Politikwissenschaft und Soziologie in Bielefeld, Bremen und an der Humboldt-Universität in Berlin.

In seinem Buch „Europa in der Falle“ spricht er von einem Geburtsfehler, an dem die Eurozone leidet. Die Mitglieder der Eurozone wurden geldpolitisch entmachtet, waren nach dem Wortlaut der Verträge aber daran gehindert, die gemeinsame Regierungsfähigkeit und wirtschaftspolitische Gestaltungskapazität aufzubauen.

Der Glaube, die beste Lösung bestünde darin, zu nationalstaatlichen Formen zurückzukehren, wird von ihm in verschiedenen Lagern ausgemacht. Diese Position wird nicht nur von Rechtspopulisten vertreten, sondern auch von einzelnen Linkspopulisten in Griechenland, Spanien und Italien, die einige Mobilisierungserfolge erzielen konnten, indem sie die EU als Verursacher der Schuldenkrise und der aus ihr folgenden ökonomischen und sozialen Krise anklagten und von einem verfehlten Krisenmanagement sprechen, ohne aber eine Alternative formulieren zu können.

Offe bringt eine Reihe von Argumenten, warum die Eurozone nicht rückgängig gemacht werden kann und warum kein Land die Europäische Union verlassen sollte. Nach dem BREXIT sind diese Argumenten nicht obsolet geworden. Claus Offe plädiert für eine Vertiefung und Demokratisierung der Europäischen Union. Er ist sich im klaren darüber, dass eine solche Superregierung die Gefahr beinhaltet, zu einer freudlosen und technokratischen Riesenveranstaltung zu werden. Doch das Argument ist bestechend: Wenn Wirtschaftsräume so groß sind, wie sie sind, dann muss die Reichweite der Politik sie auch einholen können.

Vortragstext siehe unter Offe.pdf