Depression, Burnout: Zum Verhältnis von Subjekt und Akkumulationsregime im Postfordismus

Linkes Forum Oldenburg & Beratungsgruppe der ALSO

 27.01.13, 11.00 Uhr. Räume der ALSO, Donnerschweerstr. 55

 

Die Zahl der Menschen mit Depression oder Burnout steigt, folgt man den Statistiken, in den letzten Jahren deutlich an. Die WHO schätzt, dass bis 2020 Depression weltweit Krankheit Nr. 1 werden wird. Die Zahl der Anträge auf Frührente wegen Depression oder Burnout hat sich in Deutschland im letzten Jahrzehnt verdoppelt (con ca. 20 % auf ca. 40 %), psychische Störungen allgemein sind inzwischen die Hauptursache von Frührente.

Arbeitssoziologen stellen den Zuwachs von psychischen Störungen bei Beschäftigten in den direkten Zusammenhang zu einem veränderten Organisationsprinzip (indirekte Steuerung), das mit Hilfe der "Subjektivierung" in der Arbeit verwirklicht wird. Epidemiologisch ist Burnout in Berufen ohne einfach messbare Produktivität (d.h. einer materiell messbare Warenmenge) deutlich überrepräsentiert, steigt überproportional mit wachsendem Lebensalter, sozialer Schichthöhe, um nach Erreichen der Rente massiv zu sinken.

Anhand von solchen statistischen Zahlen und Fällen aus der psychotherapeutischen Praxis bzw. der Beratungsarbeit der ALSO wollen wir uns den folgenden Fragen nähern:

Handelt es bei den gestiegenen Zahlen um eine Form von individuellem Widerstand gegenüber unerträglichen Arbeitsbedingungen oder ist das Individuum mit der geforderten Selbstoptimierung zur Befriedigung hoher Rentabilitätsansprüchen schlichtweg überfordert?

Gibt es eine Beziehung zwischen veränderten Arbeitsbedingungen („Dienstleistungssektor“ statt Industriearbeit) und Häufigkeit und Form von psychischen Störungen und worin könnte diese bestehen? Oder sind Depression/Burnout einfach  Modethemen, die die wachsende Institutionalisierung von Psychotherapie begleiten? Welche Formen des Widerstandes ließen sich aus dem Burnout Erleben ableiten: Kann die Wahrnehmung von erlebter Ungerechtigkeit  hier noch handlungsleitend sein oder steht dabei  der Wunsch nach "Resonanz"(Hartmut Rosa) bzw. "Aneignung" (Rahel Jaeggi) als Motiv im Vordergrund?

 

(weitere Texte und Material im Mitgliederbereich unter Kapitalismus Theorie)