Buchbesprechung: Andreas Reckwitz: Die Gesellschaft der Singularitäten, Suhrkamp 2017

Vortragsfolien

am 09.06, 11.00 Uhr, Donnerschweerstr. 55

Reckwitz untersucht inwiefern sich die Strukturmerkmale und kulturellen Muster der spätmodernen (postfordistischen) Gesellschaften von denen der industriellen Moderne unterscheiden. Er stellt die These auf, dass heute das Allgemeine und Standardisierte reizlos geworden ist. Trumpf ist das Besondere und Einzigartige. Das Konzept der Singularisierung erlaubt es, Prozesse der Individualisierung und Produktion des Besonderen gleichermaßen auf Güter, digitale Techniken, Subjekte, Städte und Ereignisse zu beziehen. Aus der historischen Gewichtsverschiebung der gesellschaftlichen Orientierungsprinzipien erwachsen neue soziale und kulturelle Polarisierungen. Nach eigenem Bekunden ist Reckwitz besonders an den politischen Konsequenzen dieses Strukturwandels interessiert: „also ganz konkret inwiefern ist der politische Liberalismus der letzten Jahrzehnte in eine Krise geraten, warum ist er in eine Krise geraten und was sind die möglichen Auswege.“

Reckwitz viel beachtetes Buch ist mit einer Reihe von Preisen bedacht worden. Unter anderem wurde er „als einer der führenden und originellsten Gesellschaftsdiagnostiker der Gegenwart“ von der DFG mit den Leibniz-Preis ausgezeichnet: „Er legte ebenso umfassende wie detailreiche Analysen des Strukturwandels moderner westlicher Gesellschaften vor und verband dabei soziologische Untersuchungen des Alltags, der Arbeits- und der Konsumwelt bis hin zur digitalen Subjektivierung.“ Nach Hartmut Rosas Akzentsetzung geht es um eine „umfassende, systematisch angelegte und empirisch unterfütterte soziologische Gesellschafts- und Modernediagnose, die mit einiger Plausibilität für sich in Anspruch nimmt, die aktuellen Krisentendenzen, Spannungsbögen und Konfliktfelder der Spätmoderne als einen fundamentalen Strukturwandel zu erklären.“