MitarbeiterInnen der ALSO über: Arbeits-, Wohn- und Lebens-
verhältnisse von Arbeitskräften in der Südoldenburgischen Fleisch-
und Agrarindustrie und die Möglichkeiten, in Selbstorganisation, mit
Sozialberatung und in internationaler Solidarität ein Leben in Würde
für alle zu erreichen.
Am 05. Juni 2016, 11 Uhr, Donnerschweer Straße 55 (ALSO)
Segmentierung und zunehmende Ungleichheit kennzeichnen den modernen europäischen Arbeitsmarkt. Sozialabbau, prekäre Arbeitsverhältnisse, Leih- und Subunternehmen, Sklavenarbeit, transnationale Ketten der Ausbeutung sind nur einige Stichworte zur Beschreibung dieses Marktes. Dort zählen MigrantInnen und Geflüchtete zu denjenigen, die besonders oft unter Verhältnissen der „Überausbeutung“ arbeiten. Mindestlohn und Fair-play-Versprechen der Industrie haben hieran nichts geändert.
In den öffentlichen Diskursen werden die Produktionsbedingungen der billigen, industriellen Fleisch-, Gemüse- und Milchprodukte oft verschwiegen. Stattdessen werden rassistische Bilder über MigrantInnen und Geflüchtete transportiert: Es wird darüber gesprochen, dass sie „unserem“ Sozialsystem zur Last fallen würden und dass der Staat viel Geld für sie ausgäbe. Kaum gesprochen wird hingegen davon, dass viele hier unter widrigsten Bedingungen harte Arbeit verrichten, sie sich in Netzwerken organisieren und gegenseitig unterstützen sowie um ihre Rechte kämpfen.
Und statt nun Solidarisierung und Selbstorganisation zu unterstützen, statt mafiöse Leiharbeits- und Werkvertragsketten, menschenunwürdige Wohnverhältnisse und rassistische Diskriminierungen zu unterbinden, tragen politische und juristische Regelungen auf europäischer und nationaler Ebene weiter dazu bei, Ungleichheit zu zementieren und Arbeitskräfte in schäbigste Arbeits- und Wohnverhältnisse zu zwingen.
Die ALSO wird ausgehend von den Erfahrungen aus der Beratungs- und Kooperationsarbeit in Südoldenburg über diese Entwicklungen berichten. Ein Blick in die Geschichte von Migration und Ausbeutung soll dazu beitragen, einen differenzierteren Blick auf die heutigen Verhältnisse zu entwickeln, um eine Diskussion über Ansätze der Selbstorganisation und Perspektiven praktischer Solidarität anzustoßen.