Zwei Tage nach dem Überfall der Hamas auf das israelische Staatsgebiet stehen wir als uns zur linken Bewegung zugehörig empfindende Menschen fassungslos vor einem erneuten Scherbenhaufen der Geschichte. Hamas- und Islamische Dschihad-Marodeure fallen ein und massakrieren Menschen, die einfach in der Wüste ihr Naturerleben feiern oder in einem Kibbuz ihre Kinder großziehen wollen. Welch‘ schrecklicher Blutrausch ist geweckt worden durch eine andauernde Missachtung der Rechte auch der Palästinenser*innen, noch einmal verschlimmert durch die aktuelle reaktionäre Netanjahu-Regierung?

Wir werden durch die Aktion der Hamas und die jetzt zu erwartende Reaktion des israelischen Militärs zurückkatapultiert in nahezu prähistorische Zeiten der Reconquista und der Kreuzzüge verschiedener Prügel- und Mördergruppen welcher Religion auch immer. Wo das Menschenrecht

ein Recht der einen Religion war, die Menschen der anderen zu unterdrücken und zu töten. Wir sehen die Unreife dieser Welt und ihrer Bewohner*innen über uns einschlagen, hilflos in die Ecke gedrängt und innerlich zitternd, wie es weitergehen mag.

Aber trotz allem ist es uns wichtig, eines zu sagen: Mit einem Traum der linken Bewegung hatte und hat das alles nichts zu tun, selbst wenn rechts und links gleichgesetzt wird mit der Behauptung von Antisemitismus und selbst wenn ein paar völlig verblendete Palästina-„Solidaritätskomitee“-Mitglieder angesichts des Unfassbaren noch „hoch die internationale Solidarität“ skandieren.

Links heißt, wegen Gott und Vaterland keine Menschen umzubringen und auch nicht für irgendwelche Führer. Links heißt, Freiheit, Gleichheit, Fürsorge und Kooperation zwischen den Menschen zu suchen egal welcher Religion und welcher Herkunft. Und nur darin würde eine Chance bestehen – nicht in der Fortsetzung der historischen Unreife, gesellschaftliche Probleme als Religionskriege auszutragen, die nur noch mehr Tod, Hass und Verzweiflung nachziehen werden. (10.10.2023)