Nächstes Treffen am 19.08., 11.00 Uhr: Die Reproduktionsschemata des Kapitals und Rosa Luxemburgs Postulat der Notwendigkeit einer nicht kapitalistischen Umgebung für die Kapitalakkumulation: tote Hunde längst vergangener Zeiten oder relevante Erklärungselemente aktueller ökonomischer Realität?
Im 2. Band des Kapitals entwickelt Karl Marx seine Theorie der gesellschaftlichen Reproduktion, die sogenannten Reproduktionsschemata, die die Austauschbedingungen zwischen Produktionsmittel und Konsumtionsmittel erzeugender Industrie unter den Bedingungen von Kapitalakkumulation umfassen. Kaum ein anderer Bestandteil der marxschen Theorie war in der Linken so umstritten wie die Reproduktionsschemata. Ihre Analyse bildet auch den Ausgangspunkt für die These von Rosa Luxemburg, dass kapitalistische Akkumulation dauerhaft nur möglich ist, solange es eine nicht kapitalistische Restwelt gibt. Noch heute berufen sich viele linke Theoretiker, wenn sie die aktuelle ökonomische Situation (z.B. David Harvey), sozialgeschichtliche Zusammenhänge (z.B. Mike Davis) oder sozial-ökologische Probleme (z.B. Jason Moore) analysieren, auf dieses Postulat. Andererseits wurden Rosa Luxemburg von ihren Gegnern logische Fehler und ein weitgehendes Missverständnis der Marxschen Reproduktionsschemata vorgeworfen. Da diese inhaltliche Aspekte der Reproduktion kapitalistischer Gesellschaften betreffen, lassen sich aus ihnen eine Reihe von empirischen Vorhersagen über langfristige sozioökonomische Tendenzen entwickeln. So z.B., dass Gesellschaften, die stark auf eine Ausdehnung des Bausektors fokussieren, langfristig Probleme im internationalen Konkurrenzkampf haben werden, was sich aktuell anhand der Entwicklung in Griechenland, Spanien und Irland zeigt. Und das Ökonomien, die Investitionsgüter herstellen, zu Beginn eines konjunkturellen Aufschwungs die größte Dynamik zeigen. Das Linke Forum Oldenburg wird deshalb seine letzte Sitzung der Sommerferien 2012 für eine Einführung in die Reproduktionsschemata nutzen und versuchen, die entscheidenden Argumente von Rosa Luxemburg zu rekonstruieren. Wesentliche Textpassagen aus dem 2. Band des Kapitals und aus Rosa Luxemburgs Werk „Die Akkumulation des Kapitals“ können von unserer Webseite herunter geladen werden. Zudem wird es während der Sitzung eine zusammenfassende Darstellung der Theorie von Marx und Luxemburg geben und eine Illustration ihrer Implikationen anhand von Daten der ökonomischen Entwicklung.