Dr. Carl Schultz, LiFo 14.06.2015, 11.00 Uhr - Buchvorstellung und Diskussion
(Hier: Folien zum Vortrag)
Ort: Donnerschweerstr. 55
Besprechung zum Buch. Gerd Bedszent: Zusammenbruch der Peripherie. Berlin, 2014
Gescheiterte Staaten sind solche Staaten, die über ihr Territorialgebiet keine allgemeine Gewalt mehr ausüben, für die Sicherheit der Einwohner nicht mehr garantieren können, deren Angestellte und verantwortliche Politiker in einem hohen Ausmaß korrupt sind
und deren Produktion zu einem erheblichen Ausmaß auf Schattenökonomie beruht. Die Zahl der scheiternden und schon gescheiterten Staaten wächst, darüber gibt es kaum Dissens. Unklar ist, welche Faktoren zu ihrem Scheitern führen. Gerd Bedszent hat diese Ursachen anhand von 8 Fallbeispielen zusammengestellt. Danach liegt der gemeinsame Ausgangspunkt in dem Versuch einer nachholenden industriellen Entwicklung, der zu einer massiven Verschuldung führte. Sobald die Kreditgeber, wie z.B. der IWF oder andere Institutionen massive Sparmaßnahmen durchsetzen, fehlt dem Staat Verteilungsmasse und das ökonomische Wachstum dreht sich um. Arbeitslosigkeit und vorbestehende illegale Strukturen generieren Schattenökonomien, über die der Staat keine Herrschaft mehr ausübt. Um diese Schattenökonomien herum bilden sich kriminelle Banden und Gotteskrieger, die das Staatsgebiet zerlegen, und zwar spätestens dann, wenn von außen militärisch eingegriffen wird. Bis dato liegen die scheiternden Staaten in der Peripherie der Kapitalakkumulation. Das wird laut Bedszent aber nicht so bleiben, weil die ökonomische Entwicklung und der Produktivitätsfortschritt weitere Regionen aus profitabler Produktion ausschließen werden, wodurch dieser Prozess sich immer weiter in die Zentren der industrialisierten Welt hineinfressen dürfte.
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