Von der Russischen Revolution zum autoritären Staatskapitalismus
Sonntags 11:00 Uhr, ALSO, Donnerschweerstr. 55
Zu Beginn dieses Veranstaltungsblocks am 5. 11. wird Klaus Heeren das Buch "Russland 1917" vorstellen. Autor ist der führende Historiker für osteuropäische Geschichte an der Universität Erlangen-Nürnberg, Helmut Altrichter. Dabei stellt sich die Frage: "Hatte die Demokratie nach westlichem Vorbild im Russland des Jahres 1917 eine realistische Perspektive?"
Am 19. 11. wird Gerald Munier über das Scheitern des Sowjetkommunismus referieren. Er macht verschiedene Faktoren dafür verantwortlich. Zu den äußeren Faktoren gehören das Ausbleiben von Revolutionen in den führenden kapitalistischen Ländern, die militärischen Interventionen westlicher Staaten im Bürgerkrieg 1918 - 1921, der Überfall durch das nationalsozialistische Deutschland 1941 und der Kalte Krieg mit dem kostspieligen Rüstungswettlauf zwischen USA und Sowjetunion.
In der Wirtschaft wirkte sich verheerend aus, dass das anfängliche Bündnis der Partei mit den Bauern im Laufe des Bürgerkriegs zerbrach und danach keine freiwillige Kollektivierung der Landwirtschaft mit entsprechender Erhöhung der Produktivität erreicht werden konnte.
_Ein wichtiger interner Faktor war 1917 das ungünstige Verhältnis der Arbeiterschaft (4-5 Mill.) zur bäuerlichen Bevölkerung (160 Mill.). Die Kommunistische Partei als Vertreterin des Proletariats geriet immer mehr in eine Minderheitsposition und konnte sich nur mit diktatorischen Methoden an der Macht halten. Dadurch verlor sie weiter an Zustimmung und war im Grunde nur noch für Karrieristen und macht-orientierte Aufsteiger attraktiv. Dieses enorme Defizit an Demokratie war einer der wesentlichen Gründe für den Zusammenbruch des Sowjetkommunismus.
Am 3. 12. wird Helmut Rehbock den heutigen autoritären Staatskapitalismus in China, Indien und Russland skizzenhaft darstellen. Diese Staaten nehmen eine besondere Stellung in der Weltwirtschaft ein, die geprägt ist von selektiver Kooperation und strategischer Konfrontation mit den USA und der EU. Ihr Gesellschaftsmodell wirkt weltweit als Alternative zum liberalen Finanzkapitalismus des Westens. Grundlage des Vortrags sind Texte u. a. von Tobias ten Brink („Blinde Flecken – Zur makrosoziologischen Analyse nicht-liberaler Kapitalismen im globalen Süden” über China und Indien) und Felix Jaitner („Einführung des Kapitalismus in Russland”).
Die Veranstaltungen im Überblick:
8. 10. Diskussion der Bundestagswahlergebnisse
22. 10. Diskussion über die aktuelle Lage in Venezuela
5. 11. Klaus Heeren: Buchvorstellung "Russland 1917"
19.11. Gerald Munier: Gründe für das Scheitern des Sowjetkommunismus
3. 12. Helmut Rehbock: Autoritärer Staatskapitalismus in China, Indien und Russland