05.01.2014, 11.00 Uhr - Vortrag und Diskussion mit Helmut Rehbock

Ort: Donnerschweerstr. 55 

Wem gehört die Stadt? 

Diese Frage steht im Mittelpunkt des Vortrags und der Diskussion unserer Veranstaltung. Grundlage der Diskussion ist die Lektüre des Beitrags „Wem gehört die Stadt? Machtkonstellationen in umkämpften Räumen“ von Andrej Holm in dem Buch „Die gerechte Stadt. Politische Gestaltbarkeit verdichteter Räume"  herausgegeben von Matthias Lemke, Franz Steiner Verlag Stuttgart 2012. Nach einer kurzen Einführung wird der gelesene Beitrag erörtert.

Andrej Holm, geboren 1970, ist promovierter Sozialwissenschaftler und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität in Berlin. Er hat mehrere Arbeiten zur Stadtsoziologie veröffentlicht. 

Im Jahr 2007 wurde Andrej Holm wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung – der sogenannten „militanten gruppe (MG)“ – verhaftet, nachdem er über ein Jahr observiert worden war. Das Bundeskriminalamt war auf Holm unter anderem durch eine Internetrecherche zu bestimmten Stichworten aufmerksam geworden, die auch die „militante gruppe“ in ihren Bekennerschreiben benutzte, vor allem die Begriffe „Prekarisierung“ und „Gentrification“. Das Verfahren gegen Andrej Holm ist mittlerweile eingestellt worden. 

In seinem Beitrag stellt Holm zunächst verschiedene Typen von Macht vor. Er beschreibt die Rolle von Städten im gesamten Prozess der kapitalistischen Produktion und Reproduktion. Holms Schwerpunkt ist die Analyse der Wohnungswirtschaft. Er konstatiert ein systematisches Ungleichgewicht zwischen Eigentümern und Nutzern auf dem Wohnungsmarkt und stellt die Tendenzen zur Globalisierung und Finanzialisierung der Immobilienwirtschaft dar. 

Laut Andrej Holm gibt es bei der Stadtentwicklung einen Trend zur unternehmerischen Orientierung der Stadtpolitik. Dementsprechend haben sich vielerorts Immobilien-Verwertungs-Koalitionen gebildet aus Eigentümern, Banken, Bauunternehmern, Architekten, Stadtplanern und Stadtverwaltungen. Aufgrund eines wachsenden Verwertungsdrucks haben sich die Interessengegensätze zwischen Wohnungseigentümern und Mietern verschärft. Neue städtische soziale Bewegungen proklamieren das Recht auf Stadt – auch für Menschen mit wenig Geld – und versuchen, die Machtverhältnisse in den Städten in diesem Sinne zu beeinflussen. 

Link zum Buchtitel:

http://www.steiner-verlag.de/titel/59053.html