LiFo 10.11.2013, 11.00 Uhr - Vortrag und Diskussion mit Manfred Kuntze von ver.di Bremen
Ort: Donnerschweerstr. 55
In der IT-Branche wird eine neue Art der Arbeitsorganisation erprobt und unter dem Stichwort "Cloud Working" diskutiert. Worum geht es dabei?
„Cloud Working“ ist eine Art „eBay der Lohnarbeit“: Es gibt ein Internet-Portal, auf dem sich selbstständige SofwareentwicklerInnen (sogenannte Freelancer oder Cloudworker) mit ihren Qualifikationen anbieten. Diese werden auf dem Portal auch bewertet.
Unternehmen können auf dieses Portal zugreifen, um dort Beschreibungen von Programmierleistungen (Aufgabenbeschreibungen) einzustellen. Die Cloudworker aus dem Portal können diese Aufgaben ohne Auftrag in Konkurrenz zueinander realisieren und ihre Ergebnisse den Unternehmen anbieten. Aus den fertiggestellten Varianten wählt das Unternehmen dann das passendste (und günstigste) Angebot aus. Es zahlt nur für dieses Werk; alle anderen AnbieterInnen gehen leer aus. Es geht also nicht mehr wie bisher nur darum, sich um einen Arbeitsauftrag zu bewerben, sondern die Arbeit wird gleich ohne Auftrag auf eigenes Risiko realisiert.
Die Gewerkschaft ver.di spricht in diesem Zusammenhang von einer „Kannibalisierung der Arbeitsbedingungen“. Damit werden nicht nur, wie bisher bei Werkverträgen, die Ausgaben für Sozialleistungen und Büros reduziert. Vielmehr kann nun das unternehmerische Risiko voll auf die SoftwareentwicklerInnen verlagert werden. Diese bieten fertige Produkte an ohne zu wissen, ob sie ihnen auch „abgekauft“ werden. Hinzu kommt, dass dabei der gesamte globale Arbeitsmarkt von den Unternehmen genutzt werden kann. Das weltweite Netz als gemeinsamer Arbeits- und Informationsraum macht es nämlich möglich, dass es keine Rolle mehr spielt, wo Dienstleistungen und Werke erbracht werden. Solidarität und Widerstand werden hierdurch in ihrer herkömmlichen Weise erschwert und der Konkurrenzdruck wesentlich erhöht. Diese Art der Arbeitsorganisation könnte sich in vielen Dienstleistungsbereichen etablieren und zu einer weiteren Reduzierung der Kernbelegschaften führen und damit den Anteil von prekärer (auch hochqualifizierter) selbstständiger Arbeit verstärken.
Manfred Kuntze von der ver.di Bundesverwaltung (Fachbereich TK/IT) wird diese Entwicklungen und das sich ihnen widersetzende gewerkschaftliche Engagement beschreiben. Im Anschluss daran soll gemeinsam diskutiert werden.
Weitere Informationen zum Thema:
[Link nicht mehr verfügbar zu Manfred Kunze, hier allgemein ver.di zu Telekommunikation, Informationstechnologie ]
http://www.heise.de/tp/artikel/37/37431/1.html