Michael Tomasello: „Eine Naturgeschichte der menschlichen Moral“ (Suhrkamp, 2016)
Buchvorstellung und Diskussion
am 1.9.19, 11:00 Uhr Donnerscheerstr.55
Tomasello beschreibt eine Moral, die sich auf folgende konstitutive Elemente bezieht:
1) Kooperation
2) Arbeitsteilung
3) Repräsentation des Gesamtzwecks in den Einzelhandlungen
Sie entwickelt sich in zwei Schritten: Der erste Schritt (Entstehung der „zweitpersonalen Moral“) erfolgt nach vor etwa 2 000 000 bis vor etwa 400 000 Jahren durch das klimatisch bedingtem Knappwerden von Nahrung. Das disponiert zu aktiveren Versuchen, solche zu beschaffen und legt die Zusammenarbeit weniger, zumindest zweier Menschen nahe. Erforderlich ist es unter diesen Umständen, eine „geteilte Intentionalität“. Sie ist die Grundlage der „zweitpersonalen Moral“. Die Behauptung lautet, dass Menschen gewisse, für ihre Spezies einzigartige Kompetenzen zur gemeinschaftlichen Nahrungsgewinnung entwickeln.
Mit dem zweiten Schritt entsteht vor etwa 150 000 Jahren die „objektive Moral“ und damit der „moderne Mensch“. Materielle Grundlage dieser Entwicklung ist der Umstand, dass die Stämme zu groß geworden sind, dass alle Zugehörigen sich persönlich kennen können. Deswegen funktioniert die „zweitpersonale Moral“, die voraussetzt, dass man weiß, mit wem man es zu tun hat, nicht mehr überall. An die Stelle der persönlichen Bekanntheit tritt Ähnlichkeit. Um zu erkennen, wer dem Stamm zugehört, versieht man sich mit Merkmalen der Ähnlichkeit – mit Zeichen, Körperzeichen usw.
Warum? Weil man angewiesen ist auf den Stamm. Damit ändert sich die Fundierung der Moral. Sie ist nicht mehr das gemeinsame Produkt der Akteure. Es entwickelt sich eine „objektive Moral“, in die man hineingeboren wird. An ihr hat man sich zu orientieren und man will sich an ihr orientieren, weil man von dem moralkonstituierenden Stamm abhängig ist.
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Artikel zur Coronakrise
Deutschland: "Krankenhausschließungen - es kommt noch schlimmer"
"Das Zukunftsforum Öfffentlich Sicherheit e.V. (ZOES) hat ein Grünbuch 2020 zur Öffentlichen Sichheit veröffentlicht, diese ... kann unter https://zoes-bund.de/wp-content/uploads/2020/12/201130_Gruenbuch_2020_digital-BF.pdf [1] kostenlos als PDF Datei heruntergeladen werden.
Dort wird ausführlich in Abschnitt 3 auf Epedemien, Pandemien - eskalierende Ausbrüche gefährlicher Infektionskrankheiten - Status quo, Szenarien, Leitfragen, Handlungsempfehlungen eingegangen. An dieser Stelle soll auf einige interessante Feststellungen und Fakten näher eingegangen werden:
Fakt 1: Unzureichende Versorgungsstrukturen
Die Gesamtverteidigungsrichtlinie 1989 (des BMI) kommt zum Ergebnis, dass das weitgehend auf die Normalversorgung im Frieden ausgerichtete Gesundheitswesen den Anforderungen eines Massenanfalls von Patientinnen und Patienten nicht rechtzeitig Rechnung tragen könne. Diese Feststellung bestätigt sich in einem dem Deutschen Bundestag 2013 durch die Bundesregierung zugeleiteten Szenario einer hypothetischen Pandemie durch ein fiktives Virus ModiSARS, die mit mindestens 7,5 Millionen Toten in Deutschland einhergeht (Seite 32 Grünbuch).
Fakt 2: Die Erkenntnisse aus den jährlichen saisonalen Grippewellen
sowie die Erfahrungen aus der EHEC-Epidemie43 in Norddeutschland (2011) und nicht zuletzt die noch bestehende Pandemie von COVID-19 belegen, dass die im Gesundheitswesen zur Bekämpfung einer größeren Gesundheitslage vorhandene strukturelle Basis und die Kapazitäten unzureichend sind (a.a.O).
Fakt 3: Der Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA - für 76Mio gesetzliche Versicherte)
https://www.g-ba.de/ueber-den-gba/wer-wir-sind/ [2] vom 19.04.2018 zu den stationären Notfallstufen reduziert die Notfallversorgung in den Krankenhäusern, d. h. 813 (42 %) von 1914 Krankenhäusern (100 %) verfügen nicht länger über eine Notfallversorgung (Seite 33).
Fakt 4: Lediglich 241 Krankenhäuser der Notfallstufen 2 (144) und 3 (97)
können seit Herbst 2020 auf eine ausreichende Corvid Ausgleichsfinanzierung vertrauen. Dies bedeutetet die bewusste Inkaufnahnme (oder Absicht??) einer vorhersehbaren Schließung/Insolvenz von ländlichen Krankenhäusern der Notfallstufen 0 (813 - keine Ausgleichsfinanzierung) und 1 (860 - geringe Ausgleichsfinnazierung). So werden noch existierende Krankenhäuser finanziell ruiniert!
Fakt 5: Da die wirtschaftliche Grundlage der Einrichtungen des Gesundheitswesens
auf der Abrechnung einzelner Leistungen mit den Krankenkassen basiert und die gesetzlichen Grundlagen keine über den alltäglichen Bedarf hinausgehende Finanzierung, insbesondere von materiellen Vorhaltungen, Aus-und Fortbildung sowie entsprechendem Training vorsehen, muss die Finanzierung neu geregelt werden (Seite 34).
Fakt 6: Es ist zu berücksichtigen,
dass nicht nur intensiv-medizinische Betreuung von Schwerstkranken mit Beatmungsgeräten, sondern auch Kapazitäten für mittelschwer Erkrankte, die eine Sauerstoffversorgung benötigen, geschaffen werden müssen. Selbst bei einem erfolgreichen Eindämmen der Epidemie kann die vorhandene Kapazität für die nötige Krankenhauspflege leicht überfordert werden (Seite 44).
Noch deutlicher kann die krasse Diskrepanz von politischen Verlautbarungen und Apellen sowie bewusstem Nicht- bzw. kontraproduktivem Handeln kaum noch werden. Insbesondere auch dadurch, dass bei ZOES MitarbeiterInnen aus Bundesministerien beteilgt sind.
Diese Politik trägt die öffentliche Gesundheitsvorsorge zu Grabe und soll dafür am Wahltag die Quittung erhalten.
Wenn Sie meine Petition weiter unterstützen wollen, helfen Sie mit, sie zu verbreiten: Senden Sie den Link zur Petition an Ihre Freund*innen und Bekannte. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!"
Siehe https://weact.campact.de/petitions/krankenhausschliessungen-stoppen
Datum: 10.02.2021 Von: Erich Wolfram via WeAct <
Gobale Corona-Krise:
Die Pandemie und das Weltsystem - Teil I
Eine ausführliche Bewertung der Weltlage in Corona-Zeiten von Ignacio Ramonet
siehe https://amerika21.de/analyse/
Covid-19: Mortalität unter schwarzen Brasilianern viermal höher
siehe https://amerika21.de/
Grenzenlose Krise erfordert grenzenlose Solidarität
siehe heise.de//Grenzenlose-Solidaritaet
Gesundheitsnotstand in Südeuropa
Obwohl das deutsche Gesundheitssystem unter Kürzungen und Privatisierungen leiden musste, ist es doch weit besser als die Krankenversorgungssysteme der südeuropäischen Länder ausgestattet. Das Ausmaß der Diskrepanz und die Gründe dafür beschreibt folgende Analyse
Ein Blick nach Südamerika:
07.04.2020 „Ecuador: Tote auf den Straßen wegen Corona – oder wegen Sparpolitik der Regierung?“
„Behörden versuchen, Leichen von den Straßen Guayaquils abzuholen. Regierung zahlt Schulden an IWF zurück, Gesundheitssystem geht leer aus“
Siehe https://www.amerika21.
EU-Gipfel scheitert an Coronabonds: Die Grenzen der Solidarität
siehe https://taz.de
"Schwarze Null und Coronakrise
'Deutschland hat Leistungsbilanzüberschüsse zu Lasten der Anderen aufgebaut' Dass Deutschlands Staatsfinanzen vergleichsweise gut dastünden, sei auf Kosten anderer Euro-Länder gegangen, sagte der Ökonom Heiner Flassbeck im Dlf. Um die Coronakrise zu bewältigen, müssten Währungsunion und Wirtschaft nun aber gemeinsam vorgehen – mit Beträgen in Billionenhöhe."
siehe https://www.deutschlandfunk.de/
„Britische Regierung tritt mit dem umfangreichen Corona-Gesetz in den Ausnahmezustand ein“
siehe https://www.heise.de//
„Danteske Szenen in Spanien: Alte Menschen zum Sterben zurückgelassen“
Siehe https://www.heise.de/tp
"Italien erbost über blockierte Lieferungen" - Bericht über Verhinderung einer Lieferung von Medizingütern aus Deutschland
siehe /china-hilft-italien-in-der-corona-krise/
„Feinstaubpartikel als Viren-Vehikel“
„Italienische Wissenschaftler wollen einen Zusammenhang zwischen hoher Feinstaubbelastung und der schnellen Verbreitung des Coronavirus Covid-19 in der Po-Ebene entdeckt haben“
siehe Feinstaubpartikel-als-Viren-Vehikel
Programmdebatte und Diskussion zur Wohnungsfrage
am 4.8.19, 11.00 Uhr Donnerschweerstr. 55
Fortsetzung der Programmdebatte für die zweite Hälfte 2019
sowie
Diskussion eines der folgenden Videos von Dr. Andrej Holm (Berlin Humboldt-Uni)
„(Kein) gutes Wohnen für alle?"
https://www.youtube.com/watch?v=Ze4NrMeJQuw [1]
oder vielleicht anschaulicher noch dieser hier:
https://www.youtube.com/watch?v=z0tR_j3BL_Y [2]
Buchvorstellung „Leiden und Gesellschaft. Psychoanalyse in der Gesellschaftskritik der Frankfurter Schule.“ (2018) von Frank Schumann
Buchvorstellung durch Anna Rosa Ostern
am 23.06, 11.00 Uhr, Donnerschweerstr. 55
Frank Schumann setzt sich mit der Konzeption der gesellschaftliche Bedingtheit individuellen Leidens in der gesellschaftskritischen Rezeption der Psychoanalyse durch die Kritische Theorie der Frankfurter Schule auseinander. Dazu zeichnet er die ersten Vermittlungsbemühungen von Psychoanalyse und Gesellschaftstheorie durch den Kreis um Fromm und Horkheimer, Adornos eher kulturpessimistische und Marcuses utopisch ausgelegte Gesellschaftsanalysen bis hin zu den neueren „Restaurierungsversuchen“ von Habermas und Honneth nach. Schuman vertritt die These, dass Kritische Theorie zu keinem Zeitpunkt wirklich feststellen konnte, wie und warum sich individuelles Leiden auf psychischer Ebene konstituiert.
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Die Gesellschaft der Singularitäten
Buchbesprechung: Andreas Reckwitz: Die Gesellschaft der Singularitäten, Suhrkamp 2017
am 09.06, 11.00 Uhr, Donnerschweerstr. 55
Reckwitz untersucht inwiefern sich die Strukturmerkmale und kulturellen Muster der spätmodernen (postfordistischen) Gesellschaften von denen der industriellen Moderne unterscheiden. Er stellt die These auf, dass heute das Allgemeine und Standardisierte reizlos geworden ist. Trumpf ist das Besondere und Einzigartige. Das Konzept der Singularisierung erlaubt es, Prozesse der Individualisierung und Produktion des Besonderen gleichermaßen auf Güter, digitale Techniken, Subjekte, Städte und Ereignisse zu beziehen. Aus der historischen Gewichtsverschiebung der gesellschaftlichen Orientierungsprinzipien erwachsen neue soziale und kulturelle Polarisierungen. Nach eigenem Bekunden ist Reckwitz besonders an den politischen Konsequenzen dieses Strukturwandels interessiert: „also ganz konkret inwiefern ist der politische Liberalismus der letzten Jahrzehnte in eine Krise geraten, warum ist er in eine Krise geraten und was sind die möglichen Auswege.“
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